Erster Arbeitstag im neuen Jahr. Das Büro ist noch halbleer, doch die Wiedersehensfreude groß. Da sind die, die da sein müssen, weil so viel Arbeit wartet, und die, die da sein wollen, weil man noch so schön ungestört arbeiten kann. Der Zauber guter Vorsätze liegt in der Luft. Ich gönne mir zur Mittagspause Kultur: 45 Minuten Bode-Museum.
Noch bis zum 22. Januar 2017 läuft die Ausstellung „Canova und der Tanz„. Ich war mit einem Freund bei der Eröffnung im Oktober (ein heißer Tipp für alle Vollzeitberufstätigen: die Ausstellungseröffnungen finden gerne am Abend vor der offiziellen Eröffnung statt und die Museen haben extra lange auf…) und habe dort die drei Tänzerinnen-Skulpturen (von denen zwei extra aus St. Petersburg und Italien angereist sind, um ihre Berliner Freundin zu treffen) schon einmal gesehen.
Heute spaziere ich daher zuerst zu den italienischen Renaissance-Damen (und Herren), lasse das imposante Treppenhaus unter der großen Kuppel auf mich wirken, grüße Friedrich den Großen und schlendere vorbei an den deutschen und niederländischen Skulpturen im Obergeschoss.
Auffallend wenig leidende Christus-Kreuzigungs-Darstellungen, vielmehr überall schöne selbstbewusste Frauen. Ich frage mich, ob schon einmal jemand gezählt hat, wie viele Darstellungen der Venus/ Aphrodite in Berliner Museen existieren. Vielleicht ein weiteres Jahresprojekt…
Dann will ich noch den James-Simon-Raum im Obergeschoss finden, der klein und versteckt liegt. Habe im vergangenen November großartige Dokumentation gesehen über den „Mann, der Nofrete verschenkte“: James Simon (1851 – 1932), ein jüdischer Baumwollgroßhändler und Millionär, hat einen Großteil seines Vermögens in die Museumsinsel gesteckt. Er hat zwar nichts mit den Canova-Damen zu tun, dafür hat er unter anderem die Grabungen in Armana finanziert, bei der die schöne Büste der starken Königin gefunden wurde, und Nofretete danach den Berliner Museen geschenkt (heute ist sie im Neuen Museum zu bewundern). Auch das Ischtar Tor und die Prozessionsstraße aus Babylon im Pergamonmuseum sowie über 600 Kunstwerke, Gemälde und Skulpturen sind ihm zu verdanken, die wir heute auf der Museumsinsel bewundern dürfen. Für Arme und Bedürftige hat er sich ebenso engagiert. Wirklich bewegender und hochinteressanter Film, der noch bis 2020 in der ZDF-Mediathek hier anzuschauen ist, nehmt Euch die Zeit!
Zum Schluss gehe ich dann doch noch bei den marmornen Canova-Grazien vorbei, die so bald vielleicht nicht wieder hier in Berlin zusammenkommen. Canova liebte den Tanz und die Bildhauerei, die Ausstellung zeigt auch viele seiner Zeichnungen – frühlingshaft fröhliche Bilder, die dem grauen Regen draußen heiter trotzen. Fröhlich gestimmt hole ich mir auf dem Weg zurück ins Büro noch ein Brötchen für das leibliche Wohl und mache mich wieder an die Arbeit…
Mehr Informationen:
Mehr Informationen auf den Seiten des Bode-Museums hier. Der reguläre Eintritt im Museum kostet 10 Euro (ermäßigt 5 Euro; Ticket für alle Museen auf der Museumsinsel 18 Euro, ermäßigt 9 Euro), Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr haben freien Eintritt. Wer auch Lust auf eine gelegentliche Mittagspausenauszeit im Museum hat, für den könnte eine Jahreskarte der Staatlichen Museen zu Berlin „CLASSIC“ interessant sein – für 50 Euro (ermäßigt 25 Euro) kann man ein Jahr lang alle Dauerausstellungen zu den gesamten Öffnungszeiten besuchen.
Schreibe einen Kommentar